Es war Abend geworden, Chinie war am
kochen, Asiatisch, sie liebte dies. Es gab etwas was man wohl am
genausten traf wenn man es Reisnudelgemüsepampe in Höllenschärfe
bezeichnete. Benjamin saß am Tisch und sah ihr zu wie sie kochte.
Sie hatte die Eigenheit solch ein Chaos zu hinterlassen, dass man
dachte sie habe sich nicht zum Ziel gesetzt zu kochen sondern die
Küche unter Müll zu setzen. Immer wieder warf sie irgendwas in den
viel zu vollen Wok, Benjamin redete mit ihr – nebenbei – es war
ja nicht so dass man zum reden groß Aufmerksamkeit gebraucht hätte.
Wieder und wieder lachten sie, sie verstanden sich gut besonders wenn
es darum ging Witze über die zu dreckige WG zu reisen, geändert
hätte es aber niemand von ihnen.
Die angeheiterte Stimmung lockte nach
und nach die Restliche WG in die Küche so dass das Kochen zu einer
Gruppenaktion verkam. Es schien ein schöner Abend zu werden. Schien.
Es war in dieser WG so dass sie von einem kleinen Team betreuern
Mittags bis Frühabends betreut wurde. So wunderte sich auch niemand
als Herr Trufel die Küche betrat. Er war mehr Mitglied der Gruppe
als Betreuer zumal die WG sich ja so oder so möglichst weit selbst
organisieren sollte. Hätte in diesem Moment jemand sein Gesicht
näher angesehen, so hätte er bemerkt, dass sich darin keine gute
Mine spiegelte. Er setzte sich an den Tisch und rief die anderen
beisammen. Die Stimmung brach ein wie das World Trade Center on 9/11.
Nun ahnten alle, es gab etwas was nicht gut war. Es war ruhig, die
Ruhe war schon fast greifbar. Chinnies Essen war das einzige was noch
Geräusche machte, allein dadurch dass es im Wok brutzelte.
Benjamin war fast versucht den Herd
auch noch auszuschalten und das Essen wegzuwerfen allein schon damit
es aufhörte Geräusche zu machen. Herr Trufel sah jeden einzeln an
dann eröffnete er.
„Ich muss euch etwas sagen“, seine
Stimme klang wie die eines 12 jährigen Jungen der seinen Eltern
gestehen wolllte, dass er Schwul ist. Keiner wagte es auch nur einen
Laut von sich zu geben. „Es geht um Llium“, er sah Benjamin kurz
an, Llium hatte sich vor kurzem von Benjamin getrennt als er aus dem
Heim auszog. Herr Trufel schluckte und Benjamin fing an zu weinen
noch bevor der folgende Satz zuende war, Die Tränen schossen in
seine Augen wie Gletscherbäche im Frühling aus den Alpen, es war
als wäre ein Staudamm gebrochen. Benjamin fühlte sich ohnmächtig.
„Er ist tot“ nun fingen auch die anderen an zu weinen, es war
das erstemal in über einem Jahr das Benjamin erlebte das von einem
Essen nichts gegessen wurde. Seine salzigen Tränen fielen auf den
Tisch, er atmete heftig. Es konnte nicht sein dass Llium Tot war. Es
durfte nicht sein. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, am wäre
Gott in diesem Moment vor ihm gestanden so hätte er gezeigt das
Allmächtig nicht gleichbedeutend mit unsterblich war. „Wie... wie
ist er gestorben?“ Benjamin wollte es wissen und doch wieder nicht,
er wollte ihm folgen in die warmen Arme des Todes. In etwas was man
Heimat nennen konnte. Wozu lebte er? WOZU? Was hatte sein Leben für
einen Sinn?
Er war enttäuscht, war verzweifelt
verraten. Er. Es. Sie. Er. Es. Sie. Er. Es. Sie. Er. Benjamin hatte
niemals so eine Aufregung in sich gespürt. Herr Trufel sagte nur ein
Wort zum Tot „Suizid“.
Benjamin stürzte ab. Wieso lebte er?
Wieso? Wieso versuchte er zu sein? Wieso strengte er sich an? Es war
ihm alles zu viel, er stand auf und rannte in sein Zimmer, schmiess
die Tür hinter sich zu und sich ins Bett. Er drückte seine Decke an
sich, schrie in sein Kissen, flutete das Laken mit Tränen, verlor
das Gefühl für die Welt. Schlief ein, erwachte und weinte weiter.
Er zerdrückte sein Kissen fast, verlor wieder die Kontrolle weinte
und schrie. Doch, all das würde nichts bringen.
Der Feind war mächtiger als er. Er
würde nie wieder erwachen wenn es nach ihm ginge, doch die Realität
war grausam. Grausamer als alles was eine Geschichte je hergeben
würde.
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